Mittelkettige Fettsäurenoxidationsstörungen (MCAD)

Zusammenfassung

Der MCAD-Mangel ist eine erbliche Stoffwechselstörung, die den Abbau von mittelkettigen Fettsäuren beeinträchtigt. Dieser Zustand wird autosomal-rezessiv vererbt, was bedeutet, dass ein Kind das defekte Gen von beiden Elternteilen erben muss, um die Krankheit zu entwickeln. Betroffene haben Schwierigkeiten, Fettsäuren mit einer Kohlenstoffkettenlänge von 6 bis 12 Atomen zu verarbeiten. Besonders in Zeiten von Stoffwechselstress wie Fasten, Erbrechen, Durchfall oder Fieber führt dies zu Energiemangel, der die typischen Symptome verursacht. In diesen Phasen sammeln sich mittelkettige Fettsäuren und ihre Verbindungen mit Carnitin im Blut und Urin an.

Symptome

Der MCAD-Mangel, eine Stoffwechselerkrankung, die den Abbau mittelkettiger Fettsäuren beeinträchtigt, kann zu einer Reihe von Symptomen führen, insbesondere unter Stoffwechselstress. Die Symptome und deren Schwere können je nach Situation und individueller Reaktion stark variieren.


Symptome unter Stoffwechselstress

  • Hypoketotische Hypoglykämien: Unterzuckerungen ohne vermehrte Bildung von Ketonkörpern.
  • Hyperammonämie: Erhöhte Ammoniakwerte im Blut.
  • Muskelschlaffheit und neurologische Symptome wie Hirnödem, Bewusstseinsverlust, Coma und Krampfanfälle.
  • Größte Gefahr: Herzstillstand.
  • Vor dem Beginn des erweiterten Neugeborenenscreenings verstarben bis zu ein Viertel der Betroffenen, oft unter Fehldiagnosen wie Sudden Infant Death Syndrome (SIDS) oder Reye-Syndrom.

Symptome im Intervall

  • In Phasen ohne akuten Stoffwechselstress (z.B. durch fieberhafte Infekte oder Magen- Darm-Infekte) zeigen sich Patienten meistens symptomfrei.

Weniger dramatische, aber häufige Symptome

  • Lebervergrößerung (Hepatomegalie)
  • Asymptomatische Fälle

    • Ein nicht unerheblicher Anteil der Personen mit MCAD-Mangel zeigt lebenslang keine Krankheitssymptome.

Das frühzeitige Erkennen des MCAD-Mangels, einer Stoffwechselstörung, die den Abbau mittelkettiger Fettsäuren beeinträchtigt, ist entscheidend für eine erfolgreiche Behandlung und Prävention schwerwiegender Symptome.
 

Neugeborenenscreening mittels Tandem-Massenspektrometrie

  • Identifikation erhöhter Werte von Fettsäuren mit 6 bis 12 Kohlenstoffatomen (Hexanoat, Octanoat, Decanoat) und deren Kopplungsprodukte an Carnitin (Hexanoylcarnitin, Octanoylcarnitin, Decanoylcarnitin, Decenoylcarnitin) im Trockenblut.
  • Das Transporteiweiß Carnitin zeigt nicht in allen Fällen veränderte Werte.
     

Urinanalyse

  • Detektion typischer organischer Säuren und deren Derivate unter Stoffwechselstress mittels Gaschromatographie-Massenspektrometrie (z.B. Adipinsäure, Suberinsäure, Sebacinsäure, Suberylglycin, 5-OH-Hexanoat, 7-OH-Octanoat).
     

Genetische Analyse

  • Mögliche Identifikation von Überträgern der Krankheit (Heterozygoten) und Bestätigung der Diagnose durch den Nachweis spezifischer Mutationen, insbesondere der in Mitteleuropa häufigen G985A-Mutation.

Diese diagnostischen Methoden ermöglichen nicht nur die Identifizierung des MCAD- Mangels bei Neugeborenen, sondern auch die Identifikation von Trägern des Defekts, was für die genetische Beratung und Familienplanung von Bedeutung sein kann.

Die Behandlungsstrategien für den MCAD-Mangel konzentrieren sich auf die unmittelbare Behandlung akuter metabolischer Krisen sowie auf die Prävention solcher Zustände durch diätetische Anpassungen und sorgfältige Überwachung.
 

Akute Behandlungsmaßnahmen

  • Normalisierung der Blutzuckerkonzentration: Sofortige Infusion von Glukose zur Beendigung einer hypoglykämischen Krise, typischerweise mit einer 10-20%igen Glukoselösung und Elektrolyten, basierend auf dem Körpergewicht (10-12 g Glucose/kg KG und Tag).
  • Behandlungsdauer: Die ausschließliche Zufuhr von Glukose oder Kohlenhydraten sollte 48 Stunden nicht überschreiten, um eine Eiweißkatabolie zu vermeiden.
     

Präventive Maßnahmen

  • Erhöhte Energiezufuhr: Bei Fieber, Infektionen oder als Operationsvorbereitung sollte frühzeitig mehr Energie in Form von Kohlenhydraten zugeführt werden (z.B. Maltodextrin).
  • Anpassung des Energiebedarfs: Bei Fieber steigt der Energiebedarf um etwa 10% pro Grad Celsius.
     

Langzeitbetreuung und Diätanpassungen

  • Vermeidung von Hungerzuständen: Es sollte auf altersangepasste Nüchternzeiten geachtet werden-  im Säuglingsalter nicht länger als 4-6 Stunden, Kleinkinder: 6–8 Stunden, Schulkinder: 8–10 Stunden, Jugendliche/Erwachsene (individuell) bis zu 12 Stunden bei guter Stoffwechsellage.
  • Anpassung der Ernährung: Keine spezielle Fettreduktion nötig, da beim MCAD-Mangel langkettige Fette gut verstoffwechseln werden. MCT-Fette meiden! Diese bestehen aus mittelkettigen Fettsäuren und sind problematisch bei MCAD- Mangel. Normale Mischkost mit moderatem Fettgehalt (30–35 % der Energie) ist in der Regel gut verträglich.
  • L-Carnitin-Supplementierung: Die Carnitin-Supplementierung beim MCAD-Mangel ist nicht grundsätzlich notwendig, aber in bestimmten Situationen sinnvoll. Es hängt vom individuellen Carnitinspiegel und der Stoffwechsellage ab.

Diese Behandlungs- und Präventionsstrategien erfordern eine individuelle Anpassung und regelmäßige medizinische Überwachung, um die besten Ergebnisse für Betroffene mit MCAD-Mangel zu erzielen.