LCHAD

Zusammenfassung

Der LCHAD-Defekt ist eine vererbte Stoffwechselerkrankung, die die Art und Weise beeinflusst, wie der Körper langkettige Fettsäuren abbaut. Diese Krankheit wird autosomal-rezessiv vererbt, was bedeutet, dass ein Kind das defekte Gen von beiden Elternteilen erben muss, um die Krankheit zu entwickeln. Sie gehört zu den Störungen der mitochondrialen β-Oxidation der Fettsäuren, einem wesentlichen Prozess für die Energiegewinnung aus Fetten.

Menschen mit LCHAD-Mangel können bestimmte Fettsäuren mit 14 bis 18 Kohlenstoffatomen nicht richtig verarbeiten. Dies führt zur Ansammlung dieser Fettsäuren und ihrer Hydroxyderivate im Körper, was verschiedene Gesundheitsprobleme verursacht. Besonders unter Bedingungen, die den Stoffwechsel belasten, wie Hunger, Erbrechen, Durchfall und Fieber, kann es zu Energiemangel kommen.

Interessanterweise können auch Frauen, die Trägerinnen des Gendefekts sind und ein homozygot betroffenes Kind erwarten, während der Schwangerschaft Symptome entwickeln. Diese Besonderheit unterstreicht die Komplexität und die ernsten Gesundheitsrisiken, die mit dem LCHAD-Defekt verbunden sind.

Symptome

Der LCHAD-Defekt kann eine Vielzahl von Symptomen verursachen, die sich in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren, wie dem Alter der Betroffenen und der Belastung des Stoffwechsels, manifestieren. Diese Symptome sind oft ernst und können ohne angemessene Behandlung lebensbedrohlich sein.


Symptome bei Patienten mit LCHAD-Defekt

  • Symptome unter Stoffwechselstress:
    • Hypoketotische Hypoglykämien (Unterzuckerung ohne ausreichende Ketonkörperbildung).
    • Muskelschlaffheit und neurologische Symptome wie Bewusstseinstrübung bis hin zum Bewusstseinsverlust und Krampfanfälle.
    • Probleme treten vor allem in den ersten Lebensmonaten auf, insbesondere bei Fieber, Erbrechen, Durchfall oder langen Fastenperioden.
  • Langfristige Komplikationen:
    • Cardiomyopathie (Störung des Herzmuskels).
    • Periphere sensomotorische Neuropathie (Empfindungsstörungen in Armen und Beinen).
    • Retinopathie mit Pigmentveränderungen (Veränderungen der Netzhaut).
    • Leber- und Gehirnstörungen.

Symptome bei Schwangeren mit einem betroffenen Kind

  • Erhöhtes Risiko für Bluthochdruck und erhöhte Leberenzyme, oft in Kombination mit niedrigen Blutplättchenzahlen (HELLP-Syndrom).
  • Im dritten Schwangerschaftsdrittel kann es in seltenen Fällen zu akutem Leberversagen kommen, bekannt als AFLP-Syndrom, mit Symptomen wie Übelkeit, Erbrechen und Gelbsucht.

Die frühzeitige Erkennung und Behandlung des LCHAD-Defekts sind entscheidend, um das Risiko schwerwiegender Komplikationen zu verringern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Die Diagnose des Langketten-3-hydroxyacyl-CoA-Dehydrogenase (LCHAD)-Defekts erfolgt vorrangig durch das erweiterte Neugeborenenscreening. Dabei werden spezielle Labortechniken wie die Tandem-Massenspektrometrie angewendet, um aus Trockenblutproben spezifische Marker zu identifizieren. Diese Untersuchung ermöglicht es, schon kurz nach der Geburt festzustellen, ob ein Neugeborenes den Stoffwechseldefekt aufweist. Zu den typischen Markern gehören verschiedene Acylcarnitine, die durch ihre Bindung an das Transporteiweiß Carnitin charakterisiert sind, sowie ein erniedrigter Spiegel von freiem Carnitin. Zusätzlich können im Urin, besonders unter Stoffwechselstress, erhöhte Konzentrationen bestimmter organischer Säuren nachgewiesen werden.

Zur weiteren Absicherung der Diagnose und zur Bestimmung des Schweregrades der Erkrankung können auch die Enzymaktivitäten in Leukozyten oder Hautzellen gemessen werden. Zudem bieten genetische Analysen, bei denen spezifische Mutationen, wie die in Mitteleuropa häufige G1528A-Mutation, identifiziert werden, weitere wichtige Informationen. Diese Kombination aus Screening, biochemischen Tests und genetischen Analysen ermöglicht eine umfassende und frühzeitige Diagnose des LCHAD-Defekts, was für die Planung einer angemessenen Behandlung und Betreuung des betroffenen Kindes essenziell ist.

Die Behandlung des Langketten-3-hydroxyacyl-CoA-Dehydrogenase (LCHAD)-Defekts umfasst akute Interventionen, präventive Maßnahmen und eine spezielle Langzeitdiät, um die Stoffwechselstörung zu managen. Hier ist eine strukturierte Aufschlüsselung dieser Behandlungsmethoden:
 

Akute Krisenintervention

  • Glukoseinfusion: Um hypoketotische Hypoglykämien zu behandeln, werden intravenöse Glukoselösungen mit Elektrolyten (10-20%) eingesetzt. Die Dosierung basiert auf dem Körpergewicht (10-12 g Glucose/kg Körpergewicht und Tag). In schweren Fällen kann zusätzlich Insulin notwendig sein.
  • Behandlungsdauer: Die ausschließliche Zufuhr von Glukose oder Kohlenhydraten ohne Proteine oder Fette ist auf maximal 48 Stunden begrenzt, um einer Proteinkatabolie vorzubeugen.
     

Präventive Maßnahmen

  • Kohlenhydratzufuhr bei Infekten oder vor Operationen: Bei fieberhaften Erkrankungen oder als Vorbereitung auf chirurgische Eingriffe sollte frühzeitig mehr Energie in Form von Kohlenhydraten oral verabreicht werden (z.B. Maltodextrin).
  • Anpassung des Energiebedarfs: Bei Fieber steigt der Energiebedarf um 10-12% pro Grad Celsius Temperaturerhöhung.
     

Langzeitbehandlung und Diät

  • Vermeidung von Fasten: Hungerphasen sollten nicht länger als 6 Stunden dauern.
  • Diätetische Anpassungen:
    • Reduktion langkettiger Fettsäuren: Die Ernährung sollte fettes Fleisch, fetten Fisch, frittierte Speisen, Butter, Sahne, Nüsse, Eigelb und Avocado meiden. Vollmilchprodukte sind durch fettarme Alternativen zu ersetzen.
    • Kohlenhydratreiche Ernährung: Bevorzugung von Lebensmitteln mit niedrigem glykämischen Index wie Nudeln, Reis, Kartoffeln, Hülsenfrüchte, Bananen, sowie Brot und Brötchen ohne Fett- und Milchzusatz. Bei Bedarf kann die Ernährung durch Maltodextrin und/oder Milupa basic-f ergänzt werden.
    • Mittelkettige Triglyceride (MCT): 20-25% der Energiezufuhr sollten aus MCT-Öl bestehen, wobei der Gesamtfettanteil 30% der Energiezufuhr nicht übersteigen sollte. Essentielle Fettsäuren sollten 3-4% der Energiezufuhr ausmachen.
  • Spezielle Trinknahrung: Für LCHAD-Patienten steht spezielle Trinknahrung (z.B. MONOGEN) zur Verfügung.
  • Ergänzung essentieller Fettsäuren: Eine ausreichende Zufuhr ist sicherzustellen, z.B. durch Walnussöl. Die Supplementierung mit Docosahexaensäure (DHA) kann positive Effekte auf Netzhautveränderungen haben.
  • Carnitinsupplementierung: Bei Carnitinmangel wird eine Supplementierung mit L-Carnitin empfohlen.

Diese Maßnahmen zielen darauf ab, den Metabolismus der Betroffenen zu stabilisieren, akute Krisen zu verhindern und langfristige Schäden zu minimieren. Die genaue Anpassung dieser Behandlungsmethoden sollte jedoch immer individuell und in Absprache mit einem Facharzt erfolgen.