MTP

Zusammenfassung


Der MTP (mitochondriales trifunktionales Protein)-Mangel ist eine seltene genetische Störung, die den Abbau von Fettsäuren im Körper beeinträchtigt. MTP ist ein Enzymkomplex in den Mitochondrien, den Energieproduzenten der Zellen, und besteht aus drei Enzymen, die für die β-Oxidation von Fettsäuren essentiell sind. Diese Enzyme sind in alpha- und beta-Untereinheiten organisiert und ermöglichen den Abbau langkettiger Fettsäuren.

Die Erkrankung wird autosomal-rezessiv vererbt, was bedeutet, dass beide Elternteile eine Kopie des defekten Gens an das Kind weitergeben müssen, damit dieses die Krankheit entwickelt. Ein Defekt in MTP führt zur Ansammlung langkettiger Fettsäuren und deren Hydroxyderivaten im Körper, was verschiedene gesundheitliche Probleme verursachen kann.

Die Symptome des MTP-Mangels können schwerwiegend sein und variieren je nach dem Ausmaß des Defekts. In der Regel sind die Symptome bei einem vollständigen MTP-Defekt gravierender als bei einem isolierten Mangel des LCHAD-Enzyms, einem der drei Enzyme des MTP-Komplexes. Man unterscheidet zwischen einer schweren, bereits im Neugeborenenalter auftretenden Form, die vor allem das Herz betrifft, und einer Form, die hauptsächlich die Leber beeinträchtigt. Die Schwere der Erkrankung und die spezifischen Symptome können auch von bestimmten genetischen Mutationen abhängen.

Interessanterweise können auch Frauen, die Trägerinnen des Gendefekts sind und ein homozygot betroffenes Kind erwarten, während der Schwangerschaft Symptome entwickeln, ähnlich wie beim LCHAD-Defekt.

Symptome

Der MTP-Defekt, eine Stoffwechselerkrankung, die den Abbau von Fettsäuren betrifft, zeigt eine breite Palette von Symptomen, die von akuten bis hin zu langfristigen Auswirkungen reichen. Die Schwere der Symptome kann variieren, je nachdem, wann die Krankheit diagnostiziert wird.


Symptome bei Neugeborenen und Säuglingen

  • Vergrößerung von Herz und Leber.
  • Unterzuckerungen (Hypoglykämien) ohne die erwartete Erhöhung der Ketonkörper (hypoketotische Hypoglykämie).
  • Höhere Sterblichkeitsrate bei Neugeborenen und Säuglingen (etwa 2/3 der Fälle).

Symptome bei älteren Säuglingen

  • Bessere Prognose bei Diagnosestellung im Säuglingsalter, besonders nach Stoffwechselstress durch Fieber, Erbrechen, Durchfall oder längeres Fasten.

Mildere Formen und langfristige Symptome

  • Allgemeine Entwicklungsverzögerung.
  • Herzvergrößerung und Muskelschlaffheit, gelegentlich mit Muskelschmerzen.
  • Gefühlsverlust in Zehen und Fingern (periphere Neuropathie).
  • Veränderungen an der Regenbogenhaut der Augen.
  • Gelegentliche Lebervergrößerung.

Symptome bei schwangeren Frauen mit einem betroffenen Kind

  • Bluthochdruck und erhöhte Leberenzyme, oft in Verbindung mit niedrigen Thrombozytenzahlen (HELLP-Syndrom).
  • Im dritten Trimester der Schwangerschaft können in seltenen Fällen Leberversagen (Fettleber) mit Übelkeit, Erbrechen und Gelbsucht (Ikterus) auftreten (AFLP-Syndrom).

Die frühzeitige Erkennung und Behandlung von MTP-Defekten ist entscheidend, um das Risiko schwerwiegender Komplikationen zu minimieren und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Die Diagnose des Defekts des mitochondrialen trifunktionalen Proteins (MTP) sowie die Abgrenzung zum LCHAD-Defekt erfolgt über spezifische laborchemische und genetische Untersuchungen. Während die beiden Zustände in den frühen Phasen der Diagnose ähnliche Merkmale aufweisen können, bieten detaillierte Tests eine klare Unterscheidungsmöglichkeit.
 

Tandem-Massenspektrometrie im Neugeborenenscreening

Das erweiterte Neugeborenenscreening, das mittels Tandem-Massenspektrometrie aus Trockenblut durchgeführt wird, spielt eine zentrale Rolle bei der Erkennung des MTP-Defekts. Diese Methode identifiziert eine erhöhte Konzentration bestimmter Acylcarnitine – Substanzen, die an das Transportprotein Carnitin gekoppelt sind. Zu diesen Acylcarnitinen gehören:

  • Myristoylcarnitin (C14)
  • Tetradecenoylcarnitin (C14:1)
  • Palmitoylcarnitin (C16)
  • Und weitere spezifische Formen, einschließlich mehrerer Hydroxy-Acylcarnitine

Ein typischer Befund ist auch ein erniedrigter Spiegel von freiem Carnitin (C0) im Blut. Zudem können im Urin, besonders unter Stoffwechselstress, erhöhte Konzentrationen für die Erkrankung typischer Substanzen nachgewiesen werden.
 

Unterscheidung von MTP- und LCHAD-Defekten

Um spezifisch zwischen MTP- und LCHAD-Defekten zu unterscheiden, sind weiterführende Untersuchungen erforderlich:

  • Enzymaktivitätsmessungen: Die Bestimmung der Aktivität der drei im MTP enthaltenen Enzyme, durchgeführt in Hautzellen (Fibroblasten) oder weißen Blutzellen (Leukozyten), bietet direkte Einblicke in den Umfang des Defekts.
  • Molekulargenetische Analysen: Genetische Tests können spezifische Mutationen identifizieren und so eine präzise Diagnose ermöglichen.

Diese kombinierten diagnostischen Ansätze ermöglichen eine genaue Bestimmung des Vorliegens eines MTP-Defekts und eine klare Abgrenzung zum LCHAD-Defekt. Die frühzeitige und genaue Diagnose ist entscheidend für die Planung einer effektiven Behandlung und Betreuung der Betroffenen.

Die Behandlung des MTP-Mangels orientiert sich eng an den Richtlinien für den LCHAD-Defekt und beinhaltet spezifische Maßnahmen für akute Krisen sowie langfristige Ernährungsstrategien.
 

Akute Behandlung

  • Bei Unterzuckerung wird umgehend Glukose intravenös verabreicht, um die katabole Stoffwechselsituation zu stoppen. Dies erfolgt typischerweise mit einer 10-20%igen Glukoselösung und Elektrolyten, basierend auf dem Körpergewicht (10-12 g Glucose/kg KG und Tag).
  • In schweren Fällen kann die Dosis erhöht und zusätzlich Insulin gegeben werden. Die reine Glukosezufuhr sollte jedoch 48 Stunden nicht überschreiten.
     

Präventive Maßnahmen

  • Zur Vermeidung von Stoffwechselstress sollten frühzeitig Kohlenhydrate zugeführt werden, besonders bei fieberhaften Infekten oder vor Operationen (z.B. Maltodextrin).
  • Der Energiebedarf steigt bei Fieber um etwa 10% pro Grad Temperaturerhöhung.
     

Langzeiternährungsstrategien

  • Vermeidung von langen Fastenperioden: Nicht länger als 6 Stunden ohne Nahrung.
  • Reduktion langkettiger Fettsäuren: Verzicht auf fettes Fleisch, frittierte Speisen, Butter, Sahne und weitere fettreiche Lebensmittel.
  • Erhöhung der Kohlenhydratzufuhr: Bevorzugung von Lebensmitteln mit niedrigem glykämischen Index für eine stabile Energieversorgung.
  • Einsatz von MCT-Öl: 20-25% der Energiezufuhr sollten aus mittelkettigen Triglyceriden bestehen, Gesamtfettanteil jedoch unter 30% der Energiezufuhr.
  • Zufuhr essentieller Fettsäuren: Sicherstellung durch geeignete Öle, z.B. Walnussöl. Supplementierung mit Docosahexaensäure (DHA) kann zusätzlich unterstützen.
  • Spezielle Trinknahrung: MONOGEN kann als ergänzende Nahrung genutzt werden.
     

Zusätzliche Hinweise

  • Bei Carnitinmangel wird die Supplementierung mit L-Carnitin empfohlen (50 mg/kg KG und Tag).

Diese Behandlungsansätze erfordern eine individuelle Anpassung und regelmäßige Überwachung, um den bestmöglichen Verlauf für die Betroffenen sicherzustellen.